Georg Weger Waldgottesdienst mit Hakenkreuz 1934
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Weger im Zeichen des Hakenkreuzes

Dokumentation "Luteranos Brasil" - Teil 12

Pfarrer Georg Weger und seine Familie sind der NS-Ideologie völlig ergeben. Wegers ‘Gottesdienste‘ im südbrasilianischen Canoinhas verlaufen akribisch nach reichsdeutschem Muster: Deutsche Reichsflagge, Hakenkreuzfahne und Hitlergruss.1

Heiss schickt die Sonne ihre Strahlen auf den staubigen Boden der Waldlichtung unweit des kolonialen Pfarrhauses der Familie Weger. Die Kirchengemeinde ist inzwischen eingetroffen, einige Frauen schützen sich mit Sonnenschirmen vor der glühenden Hitze. Es ist der 1. Mai 1934, der grosse nationale Feiertag des deutschen Volkes: Der Tag der Nationalen Arbeit. Gebührend will man hier im fernen Südbrasilien der geliebten Heimat und ihrem Führer gedenken: Links neben der Kanzel ist gross die Hakenkreuzfahne aufgespannt, auf der rechten Seite prangt die deutsche Reichsflagge schwarz-weiss-rot. Pfarrer Weger tritt hinter die hölzerne Kanzel. Mit Stolz eröffnet er den Gottesdienst mit erhobenem rechten Arm: „Heil Hitler!“, schallt es durch die Lichtung. Die Kirchenmitglieder, jung wie alt, erwidern euphorisch den deutschen Gruss… 

Auszug aus dem Manuskript des historischen Romans „Oberhalb der Zeit – Eine Abhandlung des Deutschen Reiches in Brasilien.“

Von Hitlers Machtergreifung 1933 bis zur Gründung des „Neuen Staates“ (Estado Novo) 1937 durch Getúlio Vargas wird die nationalsozialistische Weltanschauung in der lutherischen Kirche Südbrasiliens radikal und offen propagiert:

Das gesamte Denken, Fühlen und Handeln war nahezu von dem Traum eines „Grossen Deutschlands“ und von der diesen unterstützenden oder tragenden Ideologie des Nationalsozialismus infiziert. Die Kirchenarbeit war also in diesen Jahren mehr und mehr auch durch faschistische, rassistische und totalitäre Züge in Form und Inhalt gekennzeichnet.

Backhouse, Martin/Zeller, Hans (Hrsg.): Aufbruch in Grenzen. Von der Migrationskirche zur lutherischen Kirche in Brasilien, 2016, S. 105

Eindringlich wird 1934 auf einer Synodalversammlung gefordert: 

[…] jeder deutsche Volksgenosse, dem noch etwas an der Erhaltung und Rettung seines Volkstums hier in Brasilien liegt, jeder der noch einen Funken Liebe zum angestammten Volkstum in sich trägt, [müsse] sich zu dieser neuen Weltanschauung des Nationalsozialismus bekennen und in ihrem Sinne Kämpfer um die Wiederbelebung der Seele unseres Volkstums werden. Die Kirche vertritt einen „deutschen Glauben“, denn „Luthers Christentum“ ist „echtes deutsches Christentum … bei dem sich deutsche Seele mit dem Geist des Evangeliums vereinte. Mit der Verkündigung des Evangeliums im Geiste Luthers tut also die Kirche besten Dienst zur Erhaltung des Volkstums und seiner Seele. Das ist also auch die Aufgabe unserer Deutschen Evangelischen Kirche in Brasilien, die ja allein begründet ist durch ihre Mission am deutschen Volkstum. […]“


Dreher, Martin Norberto: Kirche und Deutschtum in der Entwicklung der evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien, 1978, S. 129

1 Dreher, Martin Norberto: Kirche und Deutschtum in der Entwicklung der evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien, 1978, S. 188 Fussnote

Bildnachweis:
Titelbild: Waldgottesdienst am Tag der Nationalen Arbeit am 1. Mai 1934 in Canoinhas. In: Freimund, Bilderbeilage zum Jahresfest des Martin Luther-Vereins in Bayern, 1934. Unter dem Titel: So pflegt das Brasilianische Hilfswerk des Martin Lutherbundes lutherisches Kirchentum und deutsches Volkstum durch Sendboten vor allem des Neuendettelsauer Missions- und Diasporaseminars [Pfarrer Georg Weger].


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