…für den lutherischen Fundamentalisten Rubens Horst kein Fremdwort. Seit Jahrzehnten geht es der ev.-luth. Kirche um die Bekämpfung jeder Glaubensrichtung und Weltanschauung, die für die eigene lutherische Existenz eine Bedrohung darstellen könnte. Seit den 60er Jahren wird dieser Kampf unter der Führung von Sektenbeauftragten – den sogenannten „Beauftragten für religiöse und geistige Strömungen“ – ausgetragen.
Der Wissenschaftler Martin Kriele beschreibt die faschistischen Züge der Sektenjagd als eine „hysterische Verfolgung von religiösen und weltanschaulichen Minderheiten in Deutschland“. Die Methoden, Handlungen sowie die Denkweise der Sektenjäger „[erinnern] stark an die dreißiger Jahre.“
[…] Es habe sich wenig geändert. „Sekte“ ist ein anderes Wort für „Ketzer“, und für einen Ketzer galt früher und gilt in Deutschland heute wieder: „Exterminandus est“ – wenn nicht durch Feuer […], dann durch Rufmord, Isolation und wirtschaftliche Vernichtung. Es herrscht ein Klima des Terrors und der Hysterie, und es an keineswegs übertrieben, zu sagen, dass es beinahe schon faschistische Züge angenommen hat.
Kriele, Martin In: Besier, Gerhard/ Scheuch K. Erwin (Hrsg).: Die neuen Inquisitoren. Religionsfreiheit und Glaubensneid. Teil 1, 1999, S. 403
Ordenskirche St. Georgen
In seiner sechsjährigen Amtszeit in Bayreuth (1990-1996) baut Pfarrer Rubens Horst die Ordenskirche Bayreuth-St. Georgen zu einem Schlangennest apologetischer Kämpfer und Denunzianten aus. Die Methoden der Diffamierung und Ausgrenzung anderer Glaubensrichtungen sind ihm aus Brasilien lebendig vor Augen – Erfahrungen, die er über den Ozean in das fränkische Bayreuth brachte. Die lutherische Bekenntniskirche in Brasilien überlebt als Minderheit, indem sie Gleichgesinnte hinter sich schart und ihre Existenz durch Abgrenzung, Beschimpfung und Bekämpfung angeblicher ‘Gegenspieler’ mit grosser Mühe zu sichern versucht.
In der verwinkelten Sakristei der Ordenskirche treffen sich Rubens Horst, Sektenpfarrer Bernhard Wolf sowie die frühpensionierte Religionslehrerin von Vivian Fischer1 und ‘ehrenamtliche’ Sektenbeauftragte Heidi Schönfeld. Sie fungieren als aufgescheuchte Feldherren und dirigieren religiös-politisch motivierte Operationen gegen das Christliche Centrum Rhema – als hätte das CCR vorgehabt, die Karteileichen der Kirche abzuwerben. Willige Wasserträger aus Siebenbürgen und Neudrossenfeld sind mit dem Mesner schon eingetroffen und wärmen im vorauseilendem Gehorsam die Bänke vor. Es sind Partisanen aller Couleur, vom ehemaligen Securitate-Mitarbeiter aus Siebenbürgen über den Lokführer bis hin zum Teppichweber. Hier werden sie auf einen wilden Ritt auf dem Rücken der Lokalpresse eingeschworen; durch das CCR sei die evangelisch-lutherische Kirche in Bayern in Gefahr!!!
Wasserträger…
… die sich schon zeitlebens für nichts verantwortlich zeichneten, reihen sich ein. Sicherlich gutmütige Leute vom Lande, freundliche, hilfsbereite Seelen, würde man sagen. Es sind solche, die nichts gesehen und bemerkt haben wollen. Natürlich waren sie nie beteiligt – wenn doch, dann gezwungenermassen, es blieb ja nichts anderes übrig.
Pfr. Horst verursachte bei meinen eigenen Eltern einen Sinneswandel, so dass sie letztlich selbst ihre Beziehung zu mir und meiner Familie zerstörten. […] Sein Verrat an uns zu Gunsten seiner Kirche wiegt schwer und zerstörte mein Vertrauen in seine Person.
Andreas Fischer über das Wirken seines Schwiegervaters Rubens Horst ab 1996
Zu fremdbestimmten Mittätern transformiert, treten Karin und Heinz Fischer geschminkt und abgepudert im Lokalfernsehen auf, um vor laufender Kamera ihre Kinder zu denunzieren. Ihre Neigung, staatliche Gerichte für Ihre Zwecke zu missbrauchen und mit konstruierten Informationen irrezuführen, bringt ihnen eine richterliche Rüge ein. In einem Umgangsrechtsstreit zerren sie an den Enkelkindern, Hanna und Gabriel. Sogar aus Brasilien schreibt Rubens Horst zur ‘Unterstützung’ Briefe an das Gericht. Doch der Richter lässt sich nicht manipulieren und beschliesst: Der Umgang der Grosseltern mit den Enkelkindern dient nicht dem Kindeswohl.2
Sie verursachten sinnlose Prozesskosten im fünfstelligen Bereich, brachten unsere Existenz und unser Familienglück in massive Gefahr.
Andreas Fischer zum Prozess vor dem Familiengericht Kulmbach, 2003-2006
In der Folge ist das Christliche Centrum Rhema damit beschäftigt, die Scherben des von Rubens Horst ausgehenden Psychoterrors zu beseitigen und der jungen Familie Fischer zu helfen, die folgenschweren Traumata zu verarbeiten und zu überwinden.
Apologetische Keimzelle Neuendettelsau
Um die Herkunft der oben genannten Vorgehensweisen zu verstehen, muss man nicht lange suchen, um auf Grossvater Georg Weger zu stossen. Weger war es, der 1931 von Missionsdirektor F. Eppelein aus Neuendettelsau persönlich für den Kampf gegen den Feind eingeschworen wurde – einem Kampf im Untergrund mit dem Ziel der Zersetzung:
Ich hoffe, Ihnen in absehbarer Zeit einen genaueren Bericht über eine interessante Tagung zugehen lassen zu können, die uns der Leiter des Provinzialamtes für Apologetik in Westfalen, Herr Pastor Müller-Schwefe in unserem Freizeitenheim gehalten hat. Es wird unser aufrichtiges Bestreben sein mit unsern teuren Brüdern in Brasilien in innigem Gedankenaustausch zu sein.
Missionsdirektor Friedrich Eppelein an Pfarrer Georg Weger in Brasilien, 1931
Doch wer ist Müller-Schwefe, der Leiter des Provinzialamtes für Apologetik in Westfalen?
Seit 1931 hält Hans-Rudolf Müller-Schwefe regelmässig Kurse, Tagungen und Reichsführer-Konferenzen. Einer dieser Kurse für Studenten läuft unter dem Titel: „Die Kirche im Kampf mit Gottlosen- und Tannenbergbundbewegung“. Die beiden genannten seien ihre ernstesten Gegner, landesweit die gefährlichsten Gruppen. Auf Einladung Eppeleins finden auch in Neuendettelsau mehrere dieser Tagungen statt. Vor allem hier, an dem Ort Luthers und Löhes, sollten die Neuendettelsauer in sog. Kampfschulungskursen3 gegen die ‘drohende Gefahr‘ mobilisiert werden.
Der lutherische Kämpfer Müller-Schwefe tritt am 1. April 1933 in die SA und einen Monat später in die NSDAP ein. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dient er Nazideutschland als Wehrmachtspfarrer. Nachdem sein langes, angebliches Entnazifizierungsverfahren 1948 abgeschlossen sein soll, wird der Nationalsozialist 1955 von der Theologischen Fakultät der Universität Tübingen zum Ehrendoktor ernannt.
1 geb. Horst
2 Aktenzeichen 002 F 00196/04
3 Brief von Pfarrer Haffner (Verband der evang. weibl. Jugend in Bayern) an die Kreisdekane, 1931
Bildnachweis:
Titelbild: Ordenskirche St. Georgen, Bayreuth
Haus Lutherrose, Tagungs-und Freizeitenhaus der Gesellschaft für Innere und Äußere Mission im Sinne der lutherischen Kirche in Neuendettelsau, 2019