…weil fast alle deutschen Pfarrer, die wir in Brasilien kannten, aus Bayern bzw. Franken waren. Diese Pfarrer, die uns getauft und konfirmiert haben, brachten nicht nur das Wort, die Predigt, die Lehre, sondern sie brachten auch ihre Lebensart – Sprache, Kultur – nach Brasilien. Das markierte uns.
Auszug aus der Synodenrede Rubens Horsts zu seinem Amtsantritt 1990 in Bayreuth
Der in Neuendettelsau ’zugerüstete‘ Pfarrer Karl Gehring kommt in den Fünfzigern nach Jaraguá do Sul, Horsts Heimatstadt.1 Als sein deutsch-lutherischer Mentor leitet er Rubens Horst an und zeigt ihm, wie die Bewahrung des Deutschtums im Wesen des Luthertums liegt.
Die Lehrer Gehrings im Missionsseminar Neuendettelsau sind genauso lutherisch-völkisch geprägt wie vor dem Krieg: Lutheraner, Volksdeutsche, überzeugte Nationalsozialisten, die sich über Nacht zu Mitläufern und Unwissenden erklären.
Jetzt zieht man sich die Lackschuhe
über den braunen Stiefel.
Jetzt trägt man einen Talar
über das Hakenkreuz im Herzen.
Rubens Horst beginnt sein Studium im Jahr 1961 am Prä-Theologischen Institut und wechselt drei Jahre später an die Theologische Schule in São Leopoldo.2 Der Grossteil seiner Professoren stammt aus Deutschland, einige waren bereits Pfarrer im Dritten Reich. Rubens Horsts deutsch-lutherisches Weltbild festigt sich: Luther und Deutschtum sind das Mass aller Dinge.
1967 kommt er nach São Paulo in die Friedenskirche Igreja da Paz im Stadtteil Santo Amaro und trifft auf die sechzehnjährige Carin Wunderlich. Die zwei Luteranos heiraten drei Jahre später3 und führen den Kampf ihrer Väter von nun an gemeinsam fort…
1 Luteranos Joinville, Nov/Dez 2016; Roser, Hans/Keller, Rudolf: Ich bin bereit. Lutherische Pfarrer in Brasilien 1897-1997, S. 149
2 Luteranos Joinville, Nov/Dez 2016
3 ebd.
Bildnachweis:
Titelbild: Ansichtskarte Jaraguá do Sul, um 1940
Ansichtskarte Missionsanstalt Neuendettelsau
