Franziska R. Schwarz, Lehrerin, lebt heute in der Schweiz. Mit einem Team von über 20 Pädagogen setzt sie sich zusammen mit Katharine Siegling für die Ziele der Kultur- und Menschenrechtsorganisation „Never Give Up“ ein. Sie wurde in Bayreuth geboren – einem Ort des Grauens und des Todes. Seit dem Jahr 1995 wurde sie Zeugin einer Pressekampagne gegen das Christliche Centrum Rhema und deren Gründer, Johannes und Katharine Siegling. Was man zunächst lediglich für eine inquisitorische Rufmordkampagne der Kirchen hielt, deren Karren von der Presse gezogen wurde, entwickelte sich zu einem echten Polit-Thriller. Gegenwärtige Beweise offenbaren hochpolitisch motivierte Kräfte und korrupte Bündnisse von Interessengruppen, die kriminelle Energien auf Staatsebene entwickelt haben. Ihre Spuren führen direkt mitten in ein grausames Filz auf verschiedenen Etagen diverser bayerischer Ministerien.
Im Zuge einer intensiven wissenschaftlich-historischen Forschungsarbeit in der Schweiz zum Thema „Antisemitismus und Bayreuth“ stiess sie auf erschreckende Hintergründe. Hier erzählt Franziska ihre Geschichte.
Kindheit im Naziquartier
Ich wuchs im ehemaligen Bayreuther Naziquartier der „Hans-Schemm Gartenstadt“ ganz in der Nähe des Bayreuther Festspielhauses auf. Jeden Winter fuhren wir vergnügt auf der „Judenwiese“ Schlitten – ohne zu wissen, dass wir über Leichen fuhren. Welche Grausamkeiten hier am Rande des Grünen Hügels an den Juden und Andersdenkenden verübt wurden, will bis heute niemand gewusst haben. Im nahegelegenen Bezirkskrankenhaus wurden im Dritten Reich hunderte Patienten im Zuge der Euthanasie ermordet. Der Umkreis von Wagners Musentempel sollte von „rassisch Minderwertigen“ gereinigt werden – so lautete der Spezialerlass Adolf Hitlers.
Zum fanatischen Wagnerianismus gehörten auch meine Eltern I. und H. Schwarz. Es vermittelte ihnen das täuschende Bewusstsein, Teil der Bayreuther ‘Eliteklasse’ zu sein und natürlich gehörte es dazu, dass wir als Kinderstatisten im Festspielhaus auftraten. Zu düsterer Musik schleppten wir als hässliche Zwerge das „Rheingold“ aus den Gruben. Ein Bild des Grauens.
Jeden Sommer hatten wir unsere Zimmer zu räumen und quälten uns auf engstem Raum, damit die ‘Villa’ in der Rheingoldstrasse 6 für die Festspielgäste zur Vermietung bereit war: Wagner-Wohlstand in Bayreuth war gesichert.
‘Reinwaschung’
Der Vater meines Vaters und Sohn eines lutherischen Pfarrers (!), Dr. Berthold Schwarz, war politischer Staatsanwalt am grausamen Sondergericht Stuttgart. An manchen Tagen vollzog man hier mehr als 20 Todesurteile. Erbarmungslos wurden die Häftlinge mit der Guillotine hingerichtet. Der Hochverrats-Prozess des Jahres 1942, den mein Grossvater als berühmt-berüchtigter Staatsanwalt gegen eine Widerstandsgruppe führte, war nur einer unter vielen in seiner Laufbahn als Nazi-Jurist. Gewohnheitsgemäss und furchterregend begann er seine Reden mit den Worten: „Der Volksgerichtshof hat ein schönes Wort geschaffen: Wer gegen den Staat ist, wird vom Staat vernichtet werden.“ – und beantragte kurz darauf gegen alle zwölf Angeklagten die Todesstrafe. Fünf von ihnen wurden am frühen Morgen des 24. Februar 1943 – zum Genuss meines Grossvaters – im Lichthof des Justizgebäudes mit dem Fallbeil hingerichtet. Um von den Ermordeten jegliche Spur auszulöschen, wurden ihre sterblichen Überreste „als unbekannte Verbrecher“ deklariert und der Heidelberger Anatomie übergeben. Diese letzte an ihnen vollzogene Schandtat wurde durch einen unvorhergesehenen Zufall aufgedeckt. Ein Arzt erkannte mit Entsetzen beim Sezieren einer Leiche einen der Hingerichteten, seinen früheren Schulkameraden.
Nach dem Krieg ‘besorgte’ auch er sich, wie Millionen andere überzeugte lutherische Kirchenmitglieder, einen ‘Persilschein’ von der evangelischen Kirche – denn ein treuer Kirchgänger konnte ‘niemals’ ein Nazi gewesen sein. Luthertum ist gleich Deutschtum! Einige wenige Zeilen seines Pfarrers reichten aus, um seine Morde auszulöschen, ihn freizusprechen und zum Mitläufer zu erklären. Mit dem Beginn der BRD wurde Berthold Schwarz zügig befördert und stieg zum Landgerichtsdirektor auf. Die gesamte Basis seiner rasanten Karriere baute er auf dem Tod derer auf, die er in den Tod getrieben hatte.
1994 nach der Gründung des Christlichen Centrum Rhema in Bayreuth sitzt seine Frau, meine Grossmutter, in einer der Veranstaltungen von Katharine Siegling und lehnt öffentlich den Glauben an den Juden Jesus ab. In der Rheingoldstrasse ist wieder mal die Hölle los. „Wir sind doch eine so schöne Familie, die gerne Ostern und Weihnachten feiert“, dachte ich. Doch der heuchlerische Frieden unterm Weihnachtsbaum kam derart ins Wanken, dass mich meine Grossmutter schliesslich enterbte.
Das Schlangennest der Ordenskirche
Der Vater meiner Mutter, Walter Hetzel, war ein überzeugter Nazi, Mitglied in der NSDAP und der SA und natürlich bekannter Kirchenvorstand der Ordenskirche in Bayreuth. Ende des Krieges wurde die Familie als treues Mitglied der Kirchengemeinde St. Georgen durch den ‘Persilschein’ ihres Pfarrers ‘reingewaschen’.
Was aber wäre Bayreuth ohne ihre Ordenskirche? Für die Wagnerstadt gilt sie als eine der bedeutendsten repräsentativen Kirchenbauten der Markgrafschaft, als eine „vollendete lutherische Predigtkirche“. Doch ihre Bedeutung sollte sich zu Beginn der 90er Jahre im Zuge der Rufmordkampagne gegen das Christliche Centrum Rhema noch gewaltig ‘steigern’. Unter dem Pfarrer Rubens Horst und seiner Frau Carin entwickelte sie sich zu einer giftigen brasilianisch-lutherischen Schlangeninsel gleich der „Ilha da Queimada Granda“ – die „Insel des Todes“. In ihren finsteren muffig-braunen Kellergewölben wurden die Pläne gegen das Christliche Centrum Rhema geschmiedet. Eiskalt, hässlich und verbissen begannen sich zwei braune Kräfte miteinander zu verkuppeln – das brasilianische und das siebenbürgische Luthertum, der Pfarrer und die Mesner – zu einem gemeinsamen Ziel: Andersgläubige in den finanziellen Ruin zu treiben, zu schädigen und mundtot zu machen.
Meine Eltern blieben, was sie schon immer waren – Denunzianten, willige Wasserträger der Kirche, die in ihren geheimen Fächern die Persilscheine verbargen – zum Schaden ihrer eigenen Kinder. Wir wurden zum Kollateralschaden.
Eine aus Siebenbürgen stammende Holocaustleugnerin Hedwig Holley, die in Rumänien für ihren Rassismus, ihren Hass und ihre Verachtung gegenüber Rumänen und ‘Zigeunern’ bekannt war, koordinierte aus dem Untergrund. ‘Zigeuner’ – das waren alle, die nicht in ihr deutsches Denken passten. Regelmässig nahmen meine Eltern an den geheimen Treffen teil, die von verschiedenen Bayreuther Pfarrern und der labilen Sektenbeautragten Dr. Heidi Schönfeld organisiert wurden.
Ich bin zutiefst traurig und erschüttert und empfinde einen tiefen Schmerz für alle, die durch meine Familie getötet und geschädigt wurden. Vor vielen Jahren habe ich Deutschland verlassen, bin ausgewandert und lebe heute glücklich mit meiner Familie in der Schweiz.
Mit freundlicher Genehmigung von Franziska R. Schwarz (schwarzestory.com)
Juni, 2020